Vacha. Mit einem ersten Höhepunkt startete das letzte Schuljahr für die 60 Abiturientinnen und Abiturienten des Johann-Gottfried-Seume-Gymnasiums Vacha. Sie hatten die Möglichkeit ihre Englischkenntnisse beim Besuch des amerikanischen Generalkonsuls Kenichiro (Ken) Toko anzuwenden.
„Ich bin sehr aufgeregt“ gestand Schulleiterin Beate Dittmar beim Warten auf den prominenten Gast. Sie freute sich, dass die Abiturienten durch diesen Besuch die Möglichkeit haben, mit einem Muttersprachler ins Gespräch zu kommen. „Wir können als Lehrer versuchen, die Fremdsprache noch so gut zu vermitteln, nichts ersetzt einen Muttersprachler“ ist sie überzeugt. Sie pflegt „gewachsene langjährige Kontakte“ ins amerikanische Generalkonsulat in Leipzig. In der Vergangenheit waren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums auch schon zu Besuch in amerikanischen Firmen im Leipziger Umland. Leider sei diese Möglichkeit in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, da die Preise für den Transport und der Zeitaufwand exorbitant in die Höhe gegangen seien, bedauerte sie. Um so erfreuter war sie, dass der Generalkonsul auf seiner Tour durch die Wartburgregion einen kurzen Stopp in der Schule machte. „Leider ist der Zeitplan des Konsuls sehr knapp bemessen, so dass wir den geplanten Stadtrundgang streichen mussten“. Auch eine ausführliche Besichtigung der Schule fiel dem Zeitplan zum Opfer, sollten doch die Schüler möglichst lange die Möglichkeit erhalten, sich mit dem interessanten Besucher zu unterhalten. Ein Highlight der Schule zeigte die Direktorin Ken Toko aber trotzdem: Den phänomenalen Blick aus dem obersten Fenster des Kunstraums der Schule über die Stadt Vacha.
Während der Gesprächsrunde in der Aula forderte Ken Toko die Schüler auf, ihn alles zu fragen, was sie interessiert. „Es gibt keine Einschränkungen bei den Fragen“ betonte der Diplomat. In einer kurzen Vorstellungsrunde berichtete er den Schülern von seinem beruflichen Werdegang. Er sei bereits vor zwei Jahren als Generalkonsul mit seiner Familie nach Leipzig gekommen, so der Besucher. Das Generalkonsulat in Leipzig, das einzige im Mitteldeutschen Raum ist für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig. Der Schwerpunkt der Arbeit liege heute auf der Förderung des Austauschs in den Bereichen Politik, Bildung und Kultur. Ebenso möchte man den Amerikanern die ostdeutschen Bundesländer näherbringen, haben doch viele gar keine Vorstellung von der Region. Er ermunterte die Schüler über einen Jugend-Austausch die Vereinigten Staaten kennenzulernen. Andere Länder kennenzulernen sei wichtig für das Verständnis der weltweiten Zusammenhänge und fördere nebenbei noch die Fremdsprachenkenntnisse.
Auf seiner zweitägigen Besuchstour wollte er einen ersten Eindruck von der Wartburgregion erlangen. Das sei eigentlich schon viel früher geplant, aber durch die Coronapandemie leider nicht möglich gewesen. Nach dem Besuch eines Unternehmens in Eisenach und einer Stippvisite auf der Wartburg war das Vachaer Gymnasium eine weitere Station seiner Reise.
Der gebürtige New Yorker berichtete, dass er ursprünglich geplant hatte, Arzt zu werden, das Medizinstudium aber dann doch nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach. So wechselte er in die Diplomatie und sei sehr glücklich mit dieser Entscheidung. In Deutschland fühle er sich sehr wohl, gestand er den Schülern. Leipzig gefalle ihm gut. „eine kleine Stadt, die nicht so riesig und anstrengend ist, wie New York“ so seine Einschätzung. Er ließ die Schüler schätzen, wie lange es schon ein Konsulat in Leipzig gebe. Die meisten waren der Meinung, dass dieses wohl erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands eröffnet wurde. Dass die richtige Antwort 1826 war, erstaunte dann doch alle. „Das Konsulat wurde mit einem Vertrag zwischen Sachsens König und dem amerikanischen Präsidenten eröffnet. Allerdings wurde es dann während des Zweiten Weltkriegs und der darauffolgenden DDR-Zeit geschlossen und erst 1992 wieder eröffnet“ berichtete der Konsul weiter.
Während einer angeregten Gesprächsrunde spannten die Abiturienten einen weiten Fragebogen. Neben vielen Fragen zu seinem Privatleben, wie beispielsweise: Wie es sich mit Bodyguards lebt, welchen Hobbies er nachgehe, wie es generell mit Freizeit in seinem Beruf aussehe oder wie seine Familie mit den ständigen Ortswechseln zurechtkommt (In der Regel wechseln die Generalkonsule etwa alle drei Jahre ihren Einsatzort), ging es auch um die aktuelle Weltpolitik. Neben dem Krieg in der Ukraine und den Einsätzen der Amerikanischen Soldaten in den Krisengebieten der Welt interessierten sich die Schüler für seine Meinung zur Abtreibungspolitik der Vereinigten Staaten und seine Haltung zum ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Auch ob er während seiner diversen Einsätze schon einmal mit Rassismus Probleme gehabt habe, wurde er gefragt. Mit Rassismus direkt nicht, sagte der Konsul aber in asiatischen Ländern sei er schon mal gefragt worden, wo er wirklich herkomme, erzählte er. „Ich bin Amerikaner“ mit dieser Antwort gaben sich die Fragenden oft nicht zufrieden. Erst wenn er dann sagte, dass seine Eltern aus Japan stammten (sie waren Anfang der 1970er Jahre in die Vereinigten Staaten immigriert), sei es für die Gesprächspartner einleuchtend geworden.
Nach knapp zwei Stunden interessiertem Gedankenaustausch musste der Gast die Schule leider schon wieder verlassen. Er besuchte anschließend die Gedenkstätte Point Alpha und kam mit dem Bundestagsabgeordneten Christian Hirte ins Gespräch.
Bild und Text: Annett Sachs, STZ
FEEDBACK
The Visit of The U.S. Consul General Mr Toko
On Aug. 31, 2022, this year’s graduating class of the Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium was once again offered the wonderful opportunity to interact with a native American speaker.
Driving up in a limousine, the U.S. Consul General for Saxony, Saxony-Anhalt and Thuringia, Kenichiro (Ken) Toko, was graciously received by our principal, Beate Dittmar and English teachers Marko Braungarten and Anna-Sophia Göring.
Accompanied by his bodyguards, he proceeded to the auditorium. The discussion was opened by Mrs. Dittmar and continued by our classmate Helena Weber with facts about the school.
After the Consul General had introduced himself and had given us some general information, he opened the discussion with the students present. We followed his words with interest. Surprisingly, he offered us to address him as “Ken”. This broke the ice rather quickly. After he had told us about himself, his origin, his family and his profession, he asked us to ask him questions. The consul was also able to skilfully involve us in the discussion by addressing us individually.
It didn’t take long until some students came forward. No matter whether they were private or job-related questions, nothing was left unasked. Starting with “How many languages do your children speak?”, his favourite place in the world, to how Mr. Toko would want to change the world. He always answered each question in a friendly and confident manner. His repetitive laughter increasingly created an easy-going atmosphere, which was also transferred to teachers and students present during the talk.
When the meeting came to an end, we thanked him in the form of applause and by giving him a small gift for him and his family, which consisted of a history book and a DVD about life on the border between East and West Germany prior to 1989. We were also pleased to receive a small farewell gift, a reusable cloth bag, a pin which featured the German and American flags, and a booklet containing historical and geographical information. We then took a farewell photo and returned to our classrooms. Before leaving, Mrs. Dittmar gave Ken a tour and showed him our art room.
Despite the short time we had together, we were able to learn many new things and expand our knowledge by having an informative conversation with Mr. Toko. The playful training of our linguistic skills is always a joy for the students, and we are incredibly grateful that our school and especially Mrs. Dittmar offered us such an educational opportunity.
We would also like to thank Mr. Toko for taking the time to give us two unforgettable lessons.
Charlott Sophie Lieder
Lea Nothe